Aber brauchen sie ein (immaterielles) Bewusstsein, um eine Absicht zu haben? Selbst Einzeller wollen etwas (zum Beispiel zum Licht oder dorthin, wo mehr Nahrung ist), also könnte eine AI doch durchaus Interessen haben.
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Aus dem Buch
Jobst Landgrebe / Barry Smith: Why Machines Will Never Rule the World. Artificial Intelligence without Fear, 415 Seiten, New York und London (Routledge), zweite Auflage 2025
"Künstliche Intelligenz (oder das, was in der einschlägigen Literatur darunter gehandelt wird) als Teil der Mathematik. Im Zentrum ihrer Überlegungen steht daher die Frage, ob, wie und innerhalb welcher Grenzen komplexe Systeme im Sinne der Thermodynamik (wie menschliche Intelligenz) mathematisch abbildbar beziehungsweise mit Hilfe von Algorithmen, wie sie in der KI zum Einsatz kommen, modelliert werden können. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die „Performanz“ künstlicher Intelligenz reicht aus rein mathematischen Gründen nicht einmal an die einer Krähe heran.
Anders als „komplizierte“ mathematische Systeme sind komplexe Systeme, falls überhaupt, mathematisch nur näherungsweise darstellbar. Beispiele solcher Systeme finden sich, ausgehend von der Struktur lebender Zellen, auf allen Stufen biologischer Organisation bis zu der des Gehirns, im mind-body-continuum und seiner Verlängerung in die Umwelt. Der Mensch, verstanden als Kontinuum aus Körper, Bewusstsein und Umwelt, ist ein komplexes System, bestehend aus komplexen Hierarchien komplexer Systeme.
Mathematisch gesehen stellt es ein aussichtsloses Unterfangen dar, Gehirnprozesse „im Computer“ nachzubilden. Das gilt für herkömmliche Computer ebenso wie für „deep neural networks“ und alle künftig noch zu erfindenden Rechnertypen.
Das individuelle Bewusstsein, samt seinen Hirngespinsten, lässt sich aus keiner Realität herausrechnen. Es bleibt nun einmal der einzige unhintergehbare „Operateur“ im Raum. „Realität“, wie „wir“ sie kennen, das heißt, soweit sie „uns“ zugänglich ist, ist unter allen Umständen und in allen Dimensionen imaginiert, soll heißen, erdacht – sie schrumpft, wächst und verwandelt sich, sie nimmt die Gestalt von Wissenschaft, Religion, Metaphysik an oder bleibt auf den kruden Alltag des Zivilisationsmitläufers beschränkt –, je nach den geistigen Fähigkeiten und Zuständen des Betrachters."
Mag sein, aber Logik dieser Argumentation erscheint mir nicht ganz nachvollziehbar. Es ist letztlich egal, was Bewusstsein bzw. in dem Fall eher Selbstreflexion ist. Fakt ist, es gibt sie und wir wissen nicht, wieso. Aber wie kann man deshalb folgern, dass sie nicht auch bei anderen Systemen auftreten könnte? Dass auch Tiere mehr oder weniger starke Anzeichen von Selbstreflexion haben, deutet doch darauf hin, dass es eine Folge der zunehmenden Komplexität sein könnte. Also theoretisch auch bei silizium-basierten Systemen möglich.
Spannendes Thema, ich denke da werden wir noch einige Cafés zur Klärung brauchen😉
Auf jeden Fall!